St. Paul-Kirche
Die Baugeschichte
Grundsteinlegung im Jahre 1832
Neben der St. Paul-Kirche entstanden zeitgleich drei weitere sogenannte „Vorstadtkirchen“, die alle nach Plänen des weltberühmten und verdienstvollen Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) erbaut wurden: Die St. Elisabethkirche in Berlin-Mitte, die St. Johanniskirche in Berlin-Tiergarten und die Alte Nazarethkirche in Berlin-Wedding.
Am 16. Juni 1832 wurde der Grundstein für den Bau der St. Paul-Kirche gelegt. Der einschiffige Sakralbau hat einen rechteckigen Grundriß und eine halbrunde, hohe Apsis. Korinthische Pilaster, Gesimse sowie zwei flache, eingefasste Giebel erinnern an einen griechischen Tempel. Die Kirche ist mit einem flachen Satteldach ausgestattet, auf dem zwei Giebelkreuze stehen. Sie hat drei gleichgroße Portale, aber nur durch das mittlere Portal gelangt man in den Vorraum zum Kirchenschiff.
Kirchenweihung am 12. Juli 1835
Gut drei Jahre nach der Grundsteinlegung fand – am 12. Juli 1835 – die Einweihung der Kirche statt, die Generalsuperintendent und Bischof Daniel Amadeus Gottlieb Neander (1775-1869) vornahm. Während des feierlichen Einweihunsgottesdienstes wurde Christian Friedrich Bellermann (1793-1863), nach dem seit 1865 in Berlin-Gesundbrunnen eine Straße benannt ist, in sein Amt als erster Pfarrer der St. Paul-Kirchengemeinde eingeführt. Bereits am 2. August 1835 traute Pfarrer Bellermann das erste Paar. Er diente der Gemeinde 23 Jahre (bis 1858).
Ausbau und Erweiterung in den Folgejahren
Im Jahre 1885 wurde der Kirche – als Sakristei – ein flacher Umgang angefügt, der an die vorhandene Apsis (im Westen) angebaut wurde. Eine weitere Ergänzung erhielt die Kirche in den Jahren 1889/90: Es wurde ein freistehender Glockenturm (Campanile) an der nordwestlichen Seite der Kirche errichtet, der auf allen Seiten paarige, rechteckige Schallöffnungen hat. Im Turm hängen drei Glocken aus dem Jahre 1890.
Zerstörung im 2 Weltkrieg und Wiederaufbau
Während des 2. Weltkrieges wurde die Kirche total zerstört. 1952 wurde entschieden, die Kirche wiederaufzubauen. Für den Wiederaufbau zeichnete der Berliner Architekt Hans Wolff-Grohmann verantwortlich, der die Außenhaut des Schinkel’schen Sakralbaus im Wesentlichen originalgetreu – nach alten Vorlagen – und in alter neuer Schönheit wieder erstehen ließ. Die Innen-Ausstattung und -Gestaltung folgten jedoch nicht dem historischen Vorbild; es fand manche Vereinfachung statt. Am 22. Dezember 1957 wurde die Wiedereinweihung der aufgebauten St. Paul-Kirche an der Bad-/ Ecke Pankstraße mit einem Festgottesdienst gefeiert.
Zwischen 1983 und 1991 wurden in und an der Kirche umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt, die unter der Leitung des Architekten Jochen Langeheinecke standen. Am 9. Oktober 1991 fand eine erneute Wiedereinweihung der St. Paul Kirche statt. Am 11. Juli 2010 feierte die St. Pauls-Kirchengemeinde das 175. Jahrestag der Einweihung ihrer Kirche. Die Predigt während des Festgottesdienstes hielt der Berliner Generalsuperintendent Ralf Meister.
Die Ausstattung
Die Apsis
Während der oben genannten Wiederaufbauarbeiten (von 1952-1957) werde in der Apsis ein aus gelbem Kunstmarmor gefertigter, schlichter Altartisch aufgestellt . Der Altar wird von zwei Leuchtern und einem kleinen Kruzifix geschmückt.
Hinter dem Altar steht ein großes, hölzernes Kreuz. Die drei rechteckigen, schmalen Apsisfenster sind buntbleiverglast.
Links neben der hohen, rechteckigen Apsisöffnung, die die Apsis vom Kirchenschiff absetzt, ist an der Wand – frei schwebend – die Kanzel angebracht. Sie ist mit einer getriebenen Kupferblechverkleidung (als Kanzelbrüstung) versehen. Diese Kupfertreibarbeit wurde von dem Bildhauer und ehemaligen Leiter der Berliner Hochschule für Bildende Künste Ludwig Gabriel Schrieber (1907-1975) im Jahre 1952 geschaffen. Sie thematisiert Szenen aus dem Leben des Apostels Paulus; so z. B. sein „Damaskus-Erlebnis“, bei dem er zum Christen bekehrt, aus einem Saulus ein Paulus wurde (s. Apostelgeschichte, Kapitel 9, Verse 1 ff.).
Taufe und Lesepult, die links und rechts vor der Apsisöffnung stehen, sind Arbeiten des gleichen Künstlers. Das Taufbecken entstand in der Kunstschmiede Noack.
Die Empore
Die Kirche hat eine dreiseitige Empore. Die Seitenemporen werden von rechtwinkligen Pfeilern gestützt. Auf der mittleren (Ost-)Empore hat die Orgel ihren Platz. Sie wurde von der Hamburger Orgelbauwerkstatt Rudolf von Beckerath im Jahre 1965 fertig gestellt, am 3. Advent (12. Dezember) des gleichen Jahres eingeweiht und in den Dienst genommen. Das Instrument hat drei Manuale, 34 Register und Pedal. Die Orgel ist – nach Meinung vieler Organisten – „eines der schönsten Instrumente Berlins.“
Unter der Orgelempore hängt (links) ein rechteckiges, großes Ölbild, das den Baumeister auch der St. Paul-Kirche, Karl Friedrich Schinkel, zur Darstellung bringt. Dieses Bild schuf der Berliner Maler Peter Schmidt-Schönberg (* 1942) im Jahre 1991 anlässlich der Wiedereinweihung der St. Paulskirche und des 150. Todestages von Karl Friedrich Schinkel.
Die Wiedereinweihung der St. Paulskirche und den 150. Todestag von K. F. Schinkel nahm die Kirchengemeinde zum Anlass, eine untengenannte Festschrift herauszugeben, in der auch das Grußwort des damaligen (West-)Berliner Bischofs Martin Kruse abgedruckt ist. In diesem Grußwort schrieb Bischof Martin Kruse u. a.:
„Manchmal bedarf es eines konkreten Anlasses, um etwas voranzubringen. Für die St. Paul-Gemeinde war das Schinkel-Jubiläum ein solcher Anlass. Nun hat sie es geschafft, ihre Kirche erstrahlt in neuem Glanz. Nach langen Renovierungsarbeiten, außen und innen, kann die Gemeinde wieder ihre Kirche in Gebrauch nehmen, sie mit neuem Leben füllen, zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen … Mit einer solchen Kirche wird ein Erbe angetreten und eine Verpflichtung übernommen gegenüber der ganzen Stadt. Sie ist ein beredter Zeuge der Geschichte, aber vor allem eine öffentliche Einladung zu Andacht und Gebet, zum Hören auf das lebendige Wort Gottes. Gott segne dieses Haus und alle, die darin ein- und ausgehen!“
Zitate aus der Festschrift, herausgegeben vom Gemeindekirchenrat der St. Paul’s-Gemeinde, Berlin 1991. Text entnommen aus: „Die Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Berlin Nord-Ost“ von Dr. theol. Hans-Joachim Beeskow, Heimat-Verlag Lübben 2010. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Heimat-Verlag Lübben
„Manchmal bedarf es eines konkreten Anlasses, um etwas voranzubringen. Für die St. Paul-Gemeinde war das Schinkel-Jubiläum ein solcher Anlass. Nun hat sie es geschafft, ihre Kirche erstrahlt in neuem Glanz. Nach langen Renovierungsarbeiten, außen und innen, kann die Gemeinde wieder ihre Kirche in Gebrauch nehmen, sie mit neuem Leben füllen, zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen … Mit einer solchen Kirche wird ein Erbe angetreten und eine Verpflichtung übernommen gegenüber der ganzen Stadt. Sie ist ein beredter Zeuge der Geschichte, aber vor allem eine öffentliche Einladung zu Andacht und Gebet, zum Hören auf das lebendige Wort Gottes. Gott segne dieses Haus und alle, die darin ein- und ausgehen!“